50 Jahre Spitzenleichtathletik in Rhede

Die zweifache Olympiasiegerin Annegret Richter umlagert von jungen Fans.

Nach der Premiere im Jahr 1970 wuchs der Bekanntheitsgrad des LAZ-Meetings schnell, sodass es dem legendären Berni Becks gelang, zahlreiche Medaillengewinner von Olympischen Spielen, Europameisterschaften und Deutschen Meisterschaften nach Rhede zu locken. Zu den Stars dieser Epoche gehörten auch Harald Norpoth, Liesel Westermann und die zweifache Olympiasiegerin Annegret Richter. Vor allem die Hammerwerfer um Karl-Hans Riehm zogen die begeisterten Massen an. Immerhin stellte das LAZ Rhede mit Manfred Hüning die Nummer 2 der Weltbestenliste 1979. Auch die Lokalmatadoren Cilly Lemkamp, Werner Grommisch und Ulla Tüshaus mischten im Konzert der Großen mit.

Einen riesigen Schub brachte dann der Umzug ins Sportzentrum im Jahr 1981. Bis zu 9000 Zuschauer strömten in den 80er Jahren zum LAZ-Sportfest. Bis heute gaben über 80 Medaillengewinner/-innen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ihre Visitenkarte in Rhede ab. Mit dem Weitspringer Mike Powell und dem Hochspringer Javier Sotomayor traten auch zwei immer noch amtierende Weltrekordhalter auf dem Zenit ihres Könnens in Rhede an. Nur zweimal in 50 Jahren wurde das LAZ-Meeting abgesagt. Ein Jahr nach dem viel zu frühen Tod von Berni Becks im Jahr 1997 und 2009, als das LAZ Rhede die Deutschen Jugendmeisterschaften ausgerichtet hat. Dafür gab es 1981 gleich zwei Meetings. Einmal zur Eröffnung im Mai, als auch ein Werferländerkampf gegen Italien anstand, und dann nochmal im August.

Auch 2020 wird das LAZ Rhede eine Meisterschaft in das Meetingprogramm integrieren. Passend zur Vereinstradition werden die Hammerwerfer ihre NRW-Meister ermitteln. Im Meetingprogramm stehen dann wieder zwölf hochkarätige Entscheidungen auf der Bahn und an der Sprunggrube an. Für Freitag, den 12. Juni ist dann ein großes Ehemaligentreffen geplant, bei dem neben den ehemaligen LAZ-Aktiven, Trainern und Funktionären auch die „Stammgäste“ des Meetings erwartet werden. Im direkten Anschluss an die Deutschen Meisterschaften 2020, die am 6. und 7. Juni in Braunschweig ausgetragen werden, bietet das LAZ-Meeting eine der letzten Chancen zur Olympiaqualifikation für Tokyo 2020. Auch deshalb rechnet LAZ-Sportwart und Meetingchef Jürgen Palm wieder mit Teilnehmern aus über 20 Nationen.

Meeting-History:

Das 28. Internationale Leichtathletik-Meeting des LAZ Rhede

am 24. Mai 1996

Am 24. Mai 1996 fand das 28. Internationale Leichtathletik-Meeting des LAZ Rhede statt. Was damals noch keiner wusste, es war das letzte Meeting unter der Regie des legendären Berni Becks, der am 23. September 1996 viel zu früh verstarb. Exakt 20 Jahre und einen Monat später, am 24. Juni, richtet das LAZ Rhede die 46. Auflage des größten internationalen Leichtathletik-Meetings in NRW aus. Wie 1996 bietet das LAZ-Meeting auch in diesem Jahr die Qualifikationsmöglichkeit für Olympische Sommerspiele. Damals ging es von Rhede nach Atlanta und in diesem Jahr ist das Reiseziel der Leichtathletik-Asse Rio de Janeiro.

In der Jahreschronik 1996 der Stadt Rhede schrieb Thomas Üffing: „Das 28. Internationale Rheder Leichtathletik-Sportfest brachte Rhede wieder in aller Munde. Trotz des schlechten Wetters mit Dauerregen und empfindlich kühlen Temperaturen purzelten vor den Augen von rund 4.000 Leichtathletik-Fans zahlreiche deutsche Jahresbestleistungen. Glanzlichter setzten u.a. Haile Gebreselassie, der „Wunderläufer“ aus Äthiopien, Dieter Baumann, Rüdiger Stenzel, Lars Riedel, Michael Green, Mark McKoy, Melanie Paschke, Florian Schwarthoff, Marc Blume, Raymond Hecht und, und, und“.

Unter zahlreichen hervorragenden Leistungen ragte das Diskuswerfen der Männer heraus. Hier siegte Virgilius Alekna mit 67,82 Metern vor dem heutigen Bundestrainer Jürgen Schult (66,94m) und Lars Riedel (66,36m), der bei den Olympischen Spielen in Atlanta den Spieß umdrehte und sich mit 69,40 Metern Olympiagold holte. Der zweite kommende Olympiasieger, den das Rheder Publikum sah, war Haile Gebreselassie, der allerdings über 1500 Meter antrat und hier vor allem von dem Coesfelder Rüdiger Stenzel gefordert wurde. In Atlanta siegte Gebresselassie dann im 10.000-Meter-Lauf.

Leistungen, die die Experten mit der Zunge schnalzen lassen, boten auch Florian Scharthoff und Raymond Hecht. Während der Hürdensprinter Schwarthoff in erstklassigen 13,14 Sekunden siegte, schleuderte Raymond Hecht den 800g Speer auf 86,60 Meter. In Atlanta holte Schwarthoff, der Deutsche Rekordhalter (13,05sec,) in 13,17 Sekunden dann Bronze. Bis zum heutigen Tag hat kein weiterer DLV-Sprinter bei Olympischen Spielen eine Einzelmedaille erringen können.

Die tragische Heldin des Meetings und der Olympiasaison war  jedoch die LAZ Weitspringerin Claudia Gerhardt, die mit 6,66 Metern nur 4 Zentimeter an der Olympianorm vorbeisprang. Da sie auch als Deutsche Meisterin 1996 in Köln exakt diese Weite erzielte, musste sie die Olympischen Sommerspiele im Fernsehen verfolgen. Da nutzten ihr auch die 6,82 Meter nichts, die sie am 19. Juli 1996 bei einem Meeting in ihrer Heimatstadt Gladbeck erreichte; denn am selben Tag wurden die Olympischen Sommerspiele eröffnet.

Berni Becks mit Sportjournalist Dieter Adler, der das LAZ-Meeting lange Jahre moderierte und in diesem Jahr 80 Jahre alt wurde.

Publikumsliebling Larry Myricks im Trikot des LAZ Rhede