53. Internationales LAZ-Meeting/Rhede am 10. August 2025 im BESAGROUP-Sportpark Rhede

Owen Ansah blieb in Rhede mit 10,11 Sekunden unter der geforderten Bestätigungsnorm (10,12 sec) und löste sein Ticket für die WM in Tokio.

Das 53. Internationale Leichtathletik-Meeting des LAZ Rhede wusste mit tollen Leistungen und einer großartigen Stimmung die Leichtathletik-Fans aus nah und fern zu überzeugen. Die Höhepunkte auf dem Wurfplatz der Weit- und Dreisprunnganlage und der Laufbahn folgten in enger Taktung.

Eine Woche nach den 125. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Dresden waren auch viele DLV-Asse nach Rhede gereist, um sich für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio in Form zu bringen oder noch zu qualifizieren.

Auch Owen Ansah, der schnellste deutsche und bisher einzige Sprinter, der die 100 Meter unter zehn Sekunden gelaufen ist, wollte unbedingt in Rhede laufen. Bei seiner Titelverteidigung in Dresden blies der Wind zu stark von vorne, so dass Ansah in 10,23 Sekunden die WM-Norm von 10,12 Sekunden klar verfehlte. In Rhede wurde der sympathische Sprinter vom Hamburger SV von einem ZDF-Team begleitet, das eine Reportage über seinen Weg nach Tokio dreht.

Und weder das ZDF noch Owen Ansah dürften ihre Reise nach Rhede bereut haben. Denn der elegante Sprinter drehte nach 10,25 Sekunden im Vorlauf im Finale mächtig auf und egalisierte in 10,11 Sekunden den Meetingrekord von Chidiera Onouha (ASV Köln) aus dem Vorjahr und knackte somit bei regulärem Rückenwind die vom DLV geforderte Norm von 10,12 Sekunden. Noch in Rhede verkündete Ansah, dass er auf weitere Starts bis zur WM in Tokio verzichten wird, um sich voll und ganz auf das Training zu konzentrieren.

Hinter Ansah sprintete Benedikt Thomas Wallstein (Chemnitz) in neuer persönlicher Bestzeit von 10,24 Sekunden durchs Ziel und verwies den deutschen 200m-Rekordler (20,02s) Joshua Hartmann (ASV Köln) auf den dritten Platz. Nach diesem Coup sorgte der 20-Jährige noch für eine große Überraschung im Weitsprung. Nach fast dreijähriger Verletzungszeit widmete sich Wallstein seiner „alten Liebe“, dem Weitsprung, und sprang mit starken 7,71 Metern zum Sieg der olympischen Athleten. Dabei fiel die enorme Geschwindigkeit auf, mit der Wallstein zum Brett stürmte, wobei er bei der Sprungtechnik noch reichlich Reserven zeigte: „Mein Rat an Benedikt wäre, dran zu bleiben. Mit seiner Schnelligkeit sind absolute Weltklasseleistungen im Weitsprung möglich“, zeigte sich LAZ-Stützpunktleiter Jürgen Palm begeistert von dem Potenzial des Chemnitzers.

Welche Weiten möglich sind, zeigte in Rhede zum dritten Mal in Folge Markus Rehm. Der vierfache Paralympische Goldmedaillengewinner kommt immer wieder gerne an die Stätte seines Weltrekordsprunges von 8,72 Meter (2023) zurück. Auch dieses Mal begeisterte er das fachkundige Publikum mit drei Sprüngen über die 8-Meter-Marke. Im vierten Durchgang erzielte Rehm mit starken 8,25 Metern seine Tagesbestweite. Auch Rehm wurde dabei von einem Fernsehteam begleitet. Die ARD dreht eine Doku unter dem Arbeitstitel „die Grenzen des Körpers“, die im nächsten Jahr ausgestrahlt wird.

Auch im Weitsprung der Frauen war erstmals eine paralympische Athletin am Start, die Weiten deutlich jenseits der 6,50-m-Marke springt: Fleur Jong aus den Niederlanden. Die zweifache Goldmedaillengewinnerin bei Paralympischen Spielen hatte sichtlich Spaß an dem Wettkampf in Rhede. Gleich dreimal flog die Athletin über die 6,60-m-Marke und näherte sich im sechsten Versuch mit ihrer Weite von 6,69 Metern ihrer Bestleistung von 6,74 Metern an. Auch die olympischen Athletinnen zeigten in Rhede weite Sprünge. Allen voran Imke Daalmann (Leverkusen), die als DM-Zweite nach Rhede gereist war. Im fünften Durchgang steigerte sie ihre persönliche Bestleistung auf 6,54 Meter und unterstrich damit ihr neues Leistungsniveau.

Um den zweiten Platz kämpften Finja Köchling (Frankfurt) und unsere Lokalmatadorin Enie Dangelmaier. Beide sprangen zunächst 6,34 Meter und Enie zeigte mit weiteren Sprüngen auf 6,31 Meter und 6,29 Meter, dass sie in der erweiterten nationalen Spitze angekommen ist. Das bessere Ende hatte aber diesmal Finja Köchling für sich, die im vierten Durchgang 6,40m erzielte.

Im Dreisprung der Frauen gab es eine Zentimeter-Entscheidung zwischen den DM-Medaillengewinnerinnen Jessie Maduka (Köln) und Kira Wittmann (Hannover). Den weitesten Sprung setzte Maduka in die Grube, die im dritten Versuch 13,74m weit sprang. Im sechsten Durchgang flog Wittmann dann auf 13,73 Meter. Während Maduka aufgrund der Weltrangliste für die WM in Tokio planen kann, fehlen Wittmann dafür noch drei Zentimeter. Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 13,97 Metern. Der DLV fordert jedoch exakt 14 Meter.

Pech hatte die Sprinterin Rebbekka Haase (Wetzlar), die 10-fache Deutsche Meisterin und Bronzemedaillengewinnerin mit der 4×100-m-Staffel von Paris 2024. Nach schnellen 11,20 Sekunden im Vorlauf – der schnellsten 100-m-Zeit beim LAZ-Meeting seit mehr als 25 Jahren – wollte Haase im Finale die WM-Norm von 11,07 Sekunden angreifen. Ein eingeklemmter Nerv machte jedoch ihren Plan zunichte. Umso beachtlicher war dann ihre Zeit von 11,22 Sekunden, womit sie Tatjana Pinto (Portugal/11,34s) und Jolina Ernst (Wattenscheid/11,36s) auf die Plätze verwies. Sowohl Rebbekka Haase als auch Tatjana Pinto waren bereits 2008 und 2009 bei Deutschen Schüler- und Jugendmeisterschaften in Rhede am Start. Da war Jolina Ernst, die derzeit schnellste westfälische Sprinterin, erst vier Jahre alt.

Noch länger liegt der letzte Wettkampf von Yipsi Moreno in Rhede zurück. In den Jahren 2000 und 2001 war die damals 19- bzw. 20-jährige Kubanerin in Rhede zu Gast und erzielte 2000 den bis zum letzten Jahr gültigen Meeting-Rekord von 70,34 Meter. Im gleichen Jahr gewann sie in Paris ihren ersten von drei WM-Titeln. In Peking gelang ihr 2008 sogar der Olympiasieg. Nun kehrte Moreno nach 24 Jahren nach Rhede zurück und warf gleich zweimal. Am Samstag beim LAZ-Hammerwurfmeeting und am Sonntag beim 53. LAZ-Meeting. Mit Weiten von 67,26 Meter und 66,29 Meter war sie nach elfjähriger Wettkampfpause sehr zufrieden. Den Sieg beim Meeting errang jedoch die 7-fache Deutsche Meisterin Samanta Borutta (Frankfurt), die den 4-kg-Hammer auf starke 69,11 Meter warf.

Mit viel Spaß war auch unsere U18-Athletin Charlotte Jochmann dabei. Sie zeigte keine Angst vor großen Namen und schleuderte den 3-kg-Hammer am Samstag auf 61,44 Meter und am Sonntag auf 60,85 Meter. Die Bronzemedaillengewinnerin der U18-DM überbot damit erneut die DLV-Kadernorm.

Einen Sieg für das LAZ Rhede errang Malte Stockhausen in 3:59,69 Minuten im 1500- Meter-Lauf der Männer. Der Hindernisspezialist und Triathlet zog vom Start weg auf und davon, hatte aber den Endspurt von Ilyas Boulmane (Marokko) unterschätzt, der ihn kurz vor dem Zielt noch beinahe abfangen konnte.

Schnelle Zeiten und zum Teil persönliche Bestleistungen erzielten auch unsere Nachwuchstalente Marie Knipping, Sophie Wölk, Jarne Semmler und Till Beckmann, die über 800m oder 1500 Meter am Start waren. Till Beckmann siegte im 800-m-Lauf der U20 in 2:03,18 Minuten. Jarne Semmler wurde in neuer persönlicher Bestzeit von 4:15,20 Minuten Zweiter im 1500-m-Lauf der U18 und Marie Knipping (2:25,84min) und Sophie Wölk (2:26,70min) liefen auf die Plätze zwei und drei im 800-m-Rennen der weiblichen U16.

Ergebnisse

Meeting-Impressionen (Fotos von Carola Gasterstädt)

Meeting-Impressionen (Fotos von Simon Heweling)

(Weitere Fotos folgen in Kürze)