52. Internationales LAZ Meeting 2024
Die 52. Auflage des Internationalen Meetings des LAZ Rhede wird vielen Athletinnen und Athleten, Trainern und Zuschauern aus aller Welt sicher in guter Erinnerung bleiben. Dank des großen Einsatzes des gesamten LAZ-Teams fühlten sich die Sportler aus aller Welt wohl im BESAGROUP-Sportpark und ließen persönliche Bestleistungen bis hin zu neuen Meetingrekorden nur so purzeln.
Der langjährige Bundestrainer Michael Deyhle, der unter anderem Betty Heidler zu zahlreichen internationalen Medaillen im Hammerwurf geführt hat, war über sich selbst erstaunt: „ Dass ich heute zum ersten Mal in Rhede bin, ist mir selbst unverständlich. Ich wusste gar nicht, was ihr hier für eine tolle Hammerwurfanlage habt“, gab Dehyle nach dem Meetingrekord von Xu Xinying, die im letzten Versuch den 4-kg-Hammer auf 70,89 Meter schleuderte und damit noch ihre Trainingspartnerin und Olympiastarterin Li Jiangyan (70,40m) übertrumpfte, zu Protokoll. Der Meetingrekord von Yipsi Moreno (70,34m/ Kuba), der Olympiasiegerin von Athen, war somit Geschichte. Auch die Dritte, die 4-fache Deutsche Meisterin Samantha Borutta genoss den Wettkampf: „Wo wirft man denn schon mal mit Athletinnen aus China, Chile, Belgien oder Österreich?“, war ihre rhetorische Frage. Natürlich in Rhede!
Auch der Männersieger Volodymir Myslyvcuk wusste die tollen Bedingungen mit einem starken Wurf auf 76,97 Meter zu nutzen. Der Tscheche, der auch im Vorjahr in Rhede gewonnen hatte, fährt somit mit viel Zuversicht zu den Olympischen Spielen nach Paris. Auf den Plätzen folgten mit Gabor Czeller (71,80m/Ungarn) und Torben Schaper (69,64m/Hannover) Werfer, die bereits mehrfach in Rhede zu Gast waren.
Parallel zum Hammerwurf liefen die Sprinter im 100-m-Finale der Männer richtig heiß. Nachdem es in den fünf Vorläufen bereits ansprechende Zeiten gab, war das A-Finale ein richtiger Knaller. Der frischgebackene Deutsche U23-Meister Chidiera Onuaha setzte die stolze Sprinttradition des ASV Köln fort und stürmte in neuer persönlicher Bestzeit von 10,11 Sekunden durchs Ziel. Der Athlet von Tom Oeppert verbesserte den 30 Jahre alten Meetingrekord von Osmond Ezinwa (10,14/Nigeria) und dem Jamaikaner Michael Green (10,14s/1995) um drei Hundertstel und seine eigene Bestleistung um ganze 15 Hundertstel. In seinem Sog sprinteten gleich sechs weitere DLV-Sprinter zu neuen persönlichen Bestzeiten. Auf dem geteilten zweiten Platz überquerten Jan Eric Frehe aus Münster und der Mannheimer Felix Frühn nach 10,24 Sekunden die Ziellinie.
Im Frauenfinale meldete sich die Staffeleuropameisterin Lisa Meyer in 11,29 Sekunden zurück und startklar für ihren Einsatz in der 4×100-m-Staffel bei den Olympischen Spielen in Paris. Zweite wurde Jenny Montag aus Leverkusen (11,37s) vor der jungen Jolina Ernst aus Wattenscheid, die in 11,43 Sekunden eine persönliche Bestzeit aufstellte.
Während die Sprinterinnen und Sprinter über die 200 Meter durch heftigen Gegenwind gebremst wurden, waren die Zeiten über die Stadionrunde mit und ohne Hürden bemerkenswert. Besonders Elena Kelety freute sich als Siegerin des 400-m-Hürdenlaufes. Schließlich blieb sie in 55,93 Sekunden erstmals unter der 56-Sekunden-Marke. Extrem spannend waren die 400 Meter der Männer. Auf der Zielgeraden schob sich der amtierende U23-Meister Florian Kroll noch an dem zweifachen Parallympicssieger Johannes Floors (47,75s/Leverkusen) und Nout Wardenburg (47,03s/Appeldorn) vorbei.
Vor der Haupttribüne sorgten zuerst die Dreispringerinnen für gute Stimmung und große Weiten. Auch hier setzte sich mit der Deutschen Vizemeisterin und U23-Meisterin Sarah-Michelle Kudla (SCC Berlin) eine große Nachwuchshoffnung durch. Die Athletin von Byron Casfor nutzte im sechsten Versuch den perfekten Rückenwind und landete nach Hopp, Step und Jump erst nach 13,86 Metern im Rheder Sand. Zweite wurde Danylle Kurywchak, die erst kurz zuvor aus den USA angereist war. Die hochgewachsene Athletin aus Florida wurde in Rhede von unserer Weitspringerin Enie Dangelmaier gecoacht. Mit ihrer Weite von 13,54 Metern blieb Kurywchak nur 3 Zentimeter hinter ihrem Hausrekord zurück.
Auch im Weitsprung der Frauen war die Deutsche U23-Elite vertreten. Nach zweiten Plätzen bei der DM und U23-DM setzte Libby Buder von der TSG Bergedorf die Anfeuerung des Publikums am besten in Weite um und segelte auf 6,51 Meter. Damit drehte sie den Spieß gegenüber der U23-DM um und siegte vor der U23-Meisterin Samira Attermeyer (6,36m/Dortmund). Dritte wurde mit Tabea Christ aus Münster eine Athletin, die in ihrer Jugend sechs Jahre am Landesstützpunkt Rhede trainieren durfte. Gleich dreimal übertraf Enie Dangelmaier die 6-Meter-Marke, war aber mit ihrer Tagesbestweite von 6,05 Metern nicht ganz zufrieden. Bereits diesen Mittwoch möchte sie beim Mittsommer-Meeting in Berlin zeigen, dass es noch deutlich weiter hinaus gehen kann.
Den Schlusspunkt unter ein stimmungsvolles und ereignisreiches Leichtathletik-Wochenende in Rhede setzte dann Markus Rehm. Der vierfache Paralympics-Sieger aus Leverkusen übertraf gleich dreimal die 8-Meter-Marke und zeigte damit, dass der Formaufbau Richtung Paris stimmt. Seinen Meeting- und Weltrekord von 8,72 Metern aus dem Vorjahr übertraf er erwartungsgemäß nicht. Als Zweitplatzierter sprang der Norweger Henrik Flatnes 7,65 Meter weit. Weder Flatnes, der 2022 in Rhede noch 7,79 Meter erreichte, noch sein Trainer Dietmar Mögenburg waren damit zufrieden. „Wir hatten deutlich mehr von uns erwartet“, zeigte sich der Olympiasieger von 1984 etwas zerknirscht. Er versprach aber, mit seinen Athleten Henrik Faltnes und Simen Gimnes im nächsten Jahr wiederzukommen und es besser zu machen. Dritter wurde der frischgebackene U23-Meister Simon Plitzko, der noch der U20-Klasse angehört. Dem Bergedorfer, der 7,49 Meter weit sprang, wurde nicht nur von seinem Trainer großes Potenzial bescheinigt.
Meeting-Impressionen I (Fotos von Dirk Gantenberg)
Meeting- und Jugendmeeting-Impressionen II (Fotos von Simon Heweling)